In Deutschland gibt es vermehrt Bestrebungen, die Achtsamkeitspraxis in die Schulen zu integrieren. Hier seien einige Beispiele genannt:

In dem NRW-Landesmodellprojekt „Gesundheit, Integration und Konzentration – Achtsamkeit in Grundschulen“ (2016-2019) in Solingen wurden in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Duisburg-Essen (Dr. N. Altner et al.) die gesundheitlichen Potentiale der Achtsamkeitspraxis an 21 Grundschulen untersucht und evaluiert. Es wurde nicht nur untersucht, wie sich die Achtsamkeitspraxis auf Schulleitung, Lehrkräfte und Schüler/innen auswirkt, sondern auch inwiefern das Achtsamkeitstraining Einfluss auf die Gesamtorganisation hat.

Stichproben von 1200 Lehrern ergeben, dass bei den Lehrkräften ein reduziertes Stresserleben zu verzeichnen war, sowie eine vermehrte Emotionsregulation. Die Lehrer/innen gaben an, dass sich ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert habe und sie mit schwierigem Schülerverhalten entspannter umgehen könnten. Die Beziehungsgestaltung zwischen Lehrenden und Lernenden werde von Empathie begleitet, so dass ein offeneres Eingehen auf die Bedürfnisse der Schüler/innen möglich sei. Insgesamt - so die Erfahrung in Solingen - kann die Integration von Achtsamkeit in allen Beziehungsebenen innerhalb einer Schule einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass sich die Schulen zu „gemeinsam gestaltete[n], lebendige[n] Organisationen“ entwickeln können. http://www.achtsamkeit.com/AltnerEtAl2018_GIK_Paper_GIO.pdf

Bei den Grundschülerinnen und -schülern wurde eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit nachgewiesen sowie eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheit im Verlauf eines Jahres. Insgesamt hat die Achtsamkeitspraxis dazu geführt, dass sich das Klassenklima verbesserte; auch konnte die soziale Integration besser gelingen. Eine Verbesserung des Selbstkonzepts der Schülerinnen und Schüler konnte ebenfalls festgestellt werden. http://www.achtsamkeit.com/Altner2018FolienGIK-GAMMA2.pdf


Bedeutend ist auch das von Prof. Dr. Joachim Bauer und Prof. Dr. Stefan Schmidt geleitete Projekt „Muße im schulischen Kontext: Förderung von Muße, Kreativität und seelischer Gesundheit durch eine achtsamkeitsbasierte Intervention“. In der Dissertation von Minh Tam Luong an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. („Achtsamkeit und Muße in der Schule: Eine Mixed-Methods-Studie zu den Auswirkungen einer achtsamkeitsbasierten Intervention“, 2017) wurde die Wirksamkeit der in drei Gymnasien durchgeführten achtsamkeitsbasierten Interventionen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die psychische Gesundheit von Jugendlichen durch das Achtsamkeitstraining verbessert werden konnte. Allerdings wird in der Studie darauf hingewiesen, dass das typische MBSR Training kontextgerecht an die Schüler/innen angepasst werden muss. 
https://freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/13819

In der Frankfurter Elisabethenschule wurde in zwei aufeinanderfolgenden Studien (2011/2012 und 2015/2016) unter der Leitung von Prof. Dr. Kohls (Hochschule Coburg) die Wirksamkeit des von Vera Kaltwasser entwickelten Konzepts AISCHU (Achtsamkeit in der Schule) untersucht. Im Klassenzimmer wurde deutlich mehr Ruhe verzeichnet, die Schüler/innen empfanden eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit und fühlten sich durch die regelmäßige Achtsamkeitspraxis ausgeglichener.

Das Gymnasium Nord-Ost in Essen bietet inzwischen für alle 5.-Klässler wöchentlich zwei Stunden Achtsamkeitstraining an. Dieses Projekt wird vom Institut für Psychologie der Universität Duisburg-Essen unter Leitung von Prof. Dr. Lisa von Stockhausen begleitet.

Die dänische Psychologin und Familientherapeutin Helle Jensen, die seit Jahren in Deutschland Seminare und Fortbildungen gibt, startete 2008 ein Entwicklungsprojekt in der Lehrerausbildung in Dänemark. „Ich habe viel mit Lehrern gearbeitet, die unter Druck sind. Die Frage ist: Wie finden sie Sicherheit in sich selbst, so dass sie mit persönlicher Autorität vor die Klasse treten?“ […] „Nur aus persönlicher Autorität und Integrität kann Respekt seitens der Kinder entstehen. So kommt mehr Menschlichkeit in die Klasse, und das Klima ist weniger von Angst geprägt.“ Im Zentrum von Helle Jensens Arbeit steht die Beziehungskompetenz, die durch die Achtsamkeitspraxis gefördert wird. „Letztlich geht es um Empathie – das ist ja das, was in unserer Gesellschaft am meisten fehlt. Aber diese können wir nur entwickeln, wenn wir bei uns selbst anfangen. Sind wir uns selbst vertraut, dann begegnen wir auch anderen mitfühlend“ (aus dem Interview „Eine andere Schule ist möglich“ geführt von Birgit Stratmann am 3. Juni 2018).

Ein weiteres Projekt, das die Integration der Achtsamkeitspraxis in Schulen fördert, ist ein Curriculum, das im „Institut für Achtsamkeit – Verbundenheit – Engagement“ (AVE - Institut, 2018 gegründet) entwickelt wurde. Hier können Lehrende im Sinne des „train the trainer" dahingehend ausgebildet werden, achtsamkeitsbasierte Curricula den im pädagogischen Bereich tätigen Lehrern/innen zu vermitteln. (https://ave-institut.de/projekte/)

Des Weiteren fördert AVE die Filmproduktion des internationalen Dokumentarfilms “Bewusstseinswandel in der Bildung”. Dieser Film will neue Perspektiven in der Bildung des 21. Jahrhunderts aufzeigen.

Susanne Krämer leitet seit 2013 den Bereich Kommunikation am Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung der Universität Leipzig und bietet dort u.a. das von ihr entwickelte Seminarkonzept "Kommunikation und Achtsamkeit" an. Sie ist Autorin des Buches „Wache Schule – Mit Achtsamkeit zu Ruhe und Präsenz“ und bietet hierzu Weiterbildungen an.
http://www.akiju.de/weiterbildungen.html

Achtsamkeit als Komponente sozial-emotionalen Lernens in der Schule (SEL) und sozial-emotionaler Kompetenzen von LehrerInnen (SEC)
In der Ringvorlesung an der Universität Hamburg (20.5.2019) beschäftigt sich Dr. phil. Karlheinz Valtl mit der grundlegenden Frage, wie Achtsamkeit in die pädagogische Arbeit integriert werden kann.
Der Bildungswissenschaftler erklärt, warum in allen Bereichen des sozial emotionalen Lernens in der Schule (SEL) und der sozial-emotionalen Kompetenzen von Lehrkräften (SEC) Achtsamkeit eine Schlüsselkompetenz ist.


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